Was bedeuten die verschiedenen Inhaltsstoffe und wie erkennst du gute Haarpflege?

Du solltest wissen, wofür du dein Geld im Drogeriemarkt ausgibst. Deshalb ist hier für dich eine Übersicht, in der Inhaltsstoffe zuerst erklärt werden und ich schließlich ein paar Tipps gebe, wie du dir deine Haarpflegeprodukte aussuchen kannst.
- Cline, A., Uwakwe, L.N., & McMichael, A.J. (2018). No sulfates, no parabens, and the "no-poo" method: A new patient perspective on common shampoo ingredients. https://cdn.mdedge.com/files/s3fs-public/Document/January-2018/CT101001022.PDF
- Draelos, Z.D. (2015). Hair cosmetics: An overview. International Journal of Trichology. https://doi.org/10.4103/0974-7753.153450
- Hussain, T., Abbas, A., & Khan, M.A. (2017). Hair fiber cross-sectional area in relation to age and sex. Royal Society Open Science. https://doi.org/10.1098/rsos.171216
- Kaliyadan, F., & Nambiar, A. (2021). Hair cosmetics: An overview. Journal of Cosmetic Dermatology.https://doi.org/10.1111/jocd.14775
- Lachenmeier, D.W. (2008). Safety evaluation of topical applications of ethanol on the skin and inside the oral cavity. Journal of Occupational Medicine and Toxicology. https://doi.org/10.1186/1745-6673-3-26
- Lee, H., & Kim, H. (2010). Hair damage by permanent waving and bleaching treatments. Fibers and Polymers.https://doi.org/10.1007/s12221-010-1055-z
- Trüeb, R.M. (2005). Dermatokosmetik. In Dermatokosmetik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-7985-1739-4_10
Was bedeuten und machen verschiedene Inhaltsstoffe?
Wenn du meine Produkte kennst, weißt du: Ich glaube an ehrliche Haarpflege. Und das beginnt für mich nicht bei einem schönen Design oder einem wohlklingenden Werbesatz, sondern bei der Formulierung. Was steckt wirklich drin? Und vor allem: Warum? Als Friseur bekomme ich täglich mit, wie viel Verwirrung rund um Inhaltsstoffe herrscht. Deswegen möchte ich heute Licht ins Dunkel bringen und dir zeigen, welche Stoffe in Haarpflegeprodukten was bewirken, worauf du achten kannst und warum ich mich in meiner eigenen Linie für bestimmte Wirkstoffe entschieden habe, und gegen andere.
Bevor ich dir sage, was gut ist und was nicht, sollten wir uns die Inhaltsstoffgruppen anschauen und was diese denn überhaupt in einem Haarprodukt zu suchen haben.
Tenside & Sulfate
Tenside sind der wichtigste Stoff, wenn es um die Reinigung deiner Kopfhaut geht. Sie verringern die Oberflächenspannung und können so an den Schmutz binden, damit deine Haare nach dem Waschen clean sein können. Aber nicht alle Tenside sind gleich.
- Anionische Tenside
 Die wichtigsten Reinigungstenside sind die anionischen Tensiden, wie z.B. Alkylsulfate, Alkylethersulfate und Ammoniumlaurylverbindungen. Sie bieten starke Reinigungs- und Schaumeigenschaften, sind aber manchmal weniger hautverträglich.- Sulfate
 Eine Untergruppe der anionischen Tenside sind Sulfate, wie z.B. Natriumlaurylsulfat (SLS). Sulfate stehen ab und an in der Kritik, da sie in wenigen Studien mit Haut- und Augenschädigungen in Verbindung gebracht wurden. Hier muss man aber genau schauen! Viele dieser Studien sind in einem für Kosmetikprodukte unrealistischen Setting durchgeführt und werden dann aus dem Kontext gerissen. Bei richtiger Anwendung und entsprechender Formulierung sind Sulfate wie SLS hochwirksame Reinigungsmittel, die für ihre starke Schaumbildung bekannt sind. Aber natürlich gibt es hier auch etwas zu beachten. Durch ihre starke Reinigungskraft können sie nicht nur Schmutz entfernen, sondern auch natürliche Öle. Dadurch kann das Haar stumpf und trocken aussehen. Somit braucht ein guter Wash-Day nicht nur Shampoo, sondern weitere, pflegende Produkte.
 
- Sulfate
Mildere Alternativen
- Die Amphotenside (z.B. Betaine, Sulfobetaine, Amphoacetate/Amphobiacetate) mildern die Wirkung der anionischen Tensiden und sind besonders hautfreundlich.
- Die nichtionischen Tenside (z.B. ethoxylierte Fettalkohole, Sorbitanetherester, Alkylpolyglykoside) gehören zu den mildesten Tensiden und reinigen gut, haben aber ein schwächeres Schaumvermögen im Shampoo.
- Zuletzt sind die kationischen Tensiden pflegend und konditionierend. Deshalb finden sie Verwendung nur in Verbindung mit reizmindernden, nichtionischen Tensiden.
Silikone
Obwohl Silikone ebenfalls eine Menge an Kritik in den letzten Jahren abbekommen haben, sind sie keine Monster. Sie können nicht nur die Schuppenschicht versiegeln, sondern vor Hitze und sonstigen Schäden schützen, als auch Frizz kontrollieren und Glanz verleihen. Es ist nur wichtig, die richtigen Silikone anzuwenden.

Alt-Text: Silikone sind ein wichtiger Teil fast eines jeden Haarpflegeprodukts.
Die wasserlöslichen Silikone (z.B. Dimethicone Copolyol) eignen sich besser für feineres Haar, das schnell beschwert wird. Bei dickerem und robustem Haar können auch Produkte mit nicht-wasserlöslichen Silikonen verwendet werden, wie z.B. Dimethicon. Dabei muss allerdings ab und zu ein Shampoo mit Tensiden verwendet werden, um auch Silikonreste von deinen Haaren runter zu bekommen. Das tust du aber wahrscheinlich in der Regel so oder so bei jeder Wäsche.
Alkohole
Alkohole können ein bisschen wie ein zweischneidiges Schwert wirken. Manche Alkoholarten können dem Haar Feuchtigkeit entziehen, während andere es mit pflegenden Eigenschaften versorgen.
Kurzkettige Alkohole (z. B. Ethanol, Isopropylalkohol) sind alkoholische Verbindungen mit einer kurzen Kohlenstoffkette. Diese Alkohole haben die Fähigkeit, schnell zu verdunsten, was sie in vielen Produkten als Lösungsmittel beliebt macht. Ihr Hauptnachteil ist, dass sie alleinig vorliegend stark austrocknend wirken können. Der Grund dafür liegt in ihrer Fähigkeit, Wasser von der Haaroberfläche und sogar aus den äußeren Schichten des Haars zu ziehen, wodurch das Haar seine Feuchtigkeit verliert. Diese austrocknende Wirkung kann das Haar schwächen, vor allem bei häufigem Gebrauch. Die meisten Formulierungen, die mit kurzkettigen Alkoholen arbeiten, enthalten aber zusätzliche, pflegende Stoffe, um dieser Wirkung entgegenzuwirken und nur die positiven Eigenschaften des Alkohols zu nutzen.
Langkettige Alkohole (z. B. Cetylalkohol, Stearylalkohol, Cetearylalkohol) hingegen sind fettähnliche Moleküle, die viel größere Kohlenstoffketten besitzen. Sie sind nicht flüchtig im Vergleich zu kurzkettigen Alkoholen, und haben daher nicht die gleiche austrocknende Wirkung. Tatsächlich wirken langkettige Alkohole als Emulgatoren, die dabei helfen, Wasser und Öle in kosmetischen Formulierungen zu verbinden. Sie haben zudem eine pflegende Wirkung auf das Haar, indem sie Feuchtigkeit einschließen und das Haar glätten können.
Auch hier habe ich für meine Produkte eine zentrale Entscheidung getroffen: Im Shampoo selbst sind keine Alkohole klassischerweise als Lösungsmittel oder austrocknende Komponenten enthalten (also z. B. kein Alcohol Denat. oder Isopropyl Alcohol). Die Reinigung basiert auf milden Tensiden und pflegenden Inhaltsstoffen.
Im Conditioner sowie den Leave-in-Produkten wird Cetearyl Alcohol verwendet:
- Cetearyl Alcohol ist ein langkettiger Fettalkohol, bestehend aus Cetyl- und Stearylalkohol.
- Er wirkt pflegend, rückfettend und weichmachend.
- Er sorgt für eine cremige Textur und unterstützt sogar die Kämmbarkeit deines Haares.
Auch in meinem Hitzeschutz habe ich kurzkettiges Alkohol eingesetzt, um eine homogene Verteilung des Produkts zu verteilen.
Proteine
Proteine sind von Natur aus bereits im Haar enthalten und sind die Bausteine für gesundes Haar. Wenn du also strapaziertes oder geschädigtes Haar hast, sind Proteine echte Lebensretter.
Keratin ist das wohl bekannteste Protein in Haarpflegeprodukten. Als Hauptbestandteil des Haares bildet Keratin einen schützenden Film um den Haarschaft, der das Haar stärkt und ihm Glanz verleihen kann. Hydrolysiertes Keratin, bei dem die Moleküle in kleinere Fragmente zerlegt wurden, kann tiefer in die Haarschäfte eindringen und dort reparierend wirken.
Weizenproteine haben eine ähnliche Wirkung. Sie können in die Haarschäfte eindringen und dort die beschädigte Struktur reparieren, indem sie die Lücken in der Keratinmatrix auffüllen und so die Festigkeit und Elastizität des Haares wiederherstellen.
Ich habe mich ganz bewusst dagegen entschieden, Proteine wie Keratin in meine Foundation-Reihe zu integrieren. Warum? Weil ich in meiner täglichen Arbeit als Friseur immer wieder gesehen habe, dass proteinreiche Pflege nicht für jedes Haar ideal ist. Gerade feines oder nur leicht geschädigtes Haar kann durch zu viele Proteine schnell „steif“ oder stumpf wirken. Mein Ansatz ist ein anderer: Ich setze auf moderne Silikone, feuchtigkeitsspendende Wirkstoffe und pflegende Öle, die dem Haar Geschmeidigkeit, Glanz und Spannkraft zurückgeben, ohne es zu beschweren oder zu überpflegen. So bleibt dein Haar leicht, lebendig und natürlich schön.
Natürliche Öle
Natürliche Öle sind starke Supporter für eine gute Haarpflege. Sie spenden intensive Feuchtigkeit, versorgen das Haar mit Fettsäuren und verleihen ihm einen gesunden Glanz, ohne es zu beschweren, wenn sie richtig eingesetzt werden. Beispielsweise findest du Arganöl, Kokosöl, Jojobaöl und Olivenöl oft in Haarpflegeprodukten und alle haben ihren Platz dort verdient.
Deine Checkliste für gute Haarpflegeprodukte
Jetzt, wo wir wissen, welche Inhaltsstoffe wichtig sind, fragst du dich vielleicht: Wie erkenne ich ein gutes Haarpflegeprodukt im Laden?
Hier sind ein paar Tipps, auf die du achten solltest:
- Kationische Tenside & Fettalkohole: Achte auf pflegende Inhaltsstoffe wie kationische Tenside (z. B. Behentrimonium Chloride) und Fettalkohole (z. B. Cetearylalkohol), die dein Haar glätten und Feuchtigkeit spenden.
- Silikone bewusst wählen: Silikone wie Dimethicone oder Amodimethicone können extra Pflege und Hitzeschutz bieten.
- Pflanzliche Öle: Arganöl, Jojobaöl & Co. sind besonders bei trockenem Haar eine wertvolle Ergänzung, da sie pflegen, glätten und Glanz verleihen können.
Am Ende geht’s nicht nur darum, was in einem Produkt drin ist, sondern auch, was nicht drin ist. Jedes einzelne Produkt, das ich entwickelt habe, trägt meine Handschrift und meine Verantwortung. Ich möchte dir Pflege bieten, die du verstehst, die wirkt und sich gut anfühlt. Mit ganz viel Wissen, Erfahrung und Herzblut. Wenn du also das nächste Mal ein Shampoo oder ein Serum in der Hand hältst, schau ruhig mal genauer hin: dein Haar wird es dir danken!






